An der Generalversammlung 2012 der Interessen-gemeinschaft Terrarienfreunde (IGT), hat der Vorstand den Antrag gestellt, den diesjährigen Vereinsausflug dem Natur-, insbesondere dem Reptilienschutz zu widmen und eine Trockenmauer als Habitat für einheimische Reptilien zu errichten. Trockenmauern sind ein wichtiges Element zur Förderung der Biodiversität. Neben Reptilien bieten sie auch verschiedenen Amphibien, Wirbellosen und Pflanzenarten einen Lebensraum. Die Idee wurde fast einstimmig angenommen und so ging es an die Planung dieses Projektes. Der Standort musste so gewählt werden, dass er Reptilien einen idealen Lebensraum bieten kann. Gleichzeitig wollten wir die Mauer im Einzugsgebiet des Vereins haben, damit die Biotopaufwertung der regionalen Natur zugutekommt, was auch spätere Begehungen erleichtert, um die Besiedlung der Mauer beobachten und dokumentieren zu können. Raumplaner Rolf Zimmerli übernahm die Bauleitung für unser Projekt. Rolf hat viel Erfahrung im Trockenmauerbau und wurde so zu einem wichtigen Partner für unser Vorhaben. Zusammen mit Hanspeter Lüem, dem Vizeammann der Gemeinde Gränichen, wählte er den Standort aus. Zudem wurde dieser von dem Biologen und KARCH-Mitarbeiter Goran Dusej abgesegnet. Die Wahl fiel auf eine Böschung im Gebiet Fuden oberhalb von Gränichen. Das ehemalige Weinbaugebiet ist mit seiner sonnenexponierten Südlage ideal als Habitat für diverse einheimische Reptilienarten. Besonders die Zauneidechse Lacerta agilissoll in der Trockenmauer ein Zuhause finden. Mit 20 bis 25 cm Länge ist die Zauneidechse die grösste im Mittelland heimische Eidechse. Mit ihrem gedrungenen Körperbau wirkt sie zudem kräftiger als die zierliche Mauereidechse. Eine Bedrohung für die Zauneidechse besteht vor allem durch die Zerstörung der Lebensräume, wie Trockenhänge und Magerwiesen mit Kahlstellen. Mit der Trockenmauer unterstützt die IGT die bereits vorhandene Zauneidechsen Population in diesem Gebiet. Unter der Leitung von Rolf Zimmerli haben am 9. Juni 2012 zehn Mitglieder der IGT die Grundsteine für die Trockenmauer gelegt. Die Gemeinde Gränichen hatte bereits vorab den Aushub vorbereitet. Als kurz nach 9:00 Uhr alle, die sich für diesen Samstag angemeldet hatten, eingetroffen waren, bekamen wir von Rolf Zimmerli eine kurze Einführung in die Kunst des Trockenmauerbauens, anschliessend machten wir uns an die Arbeit. Gegen Mittag konnte man die Fundamente der Trockenmauer schon erkennen und an einigen Stellen hatte die Mauer bereits Kniehöhe erreicht. Die Mittagspause verbrachten alle zusammen an einer Brätelstelle am Waldrand in der Nähe. Die Verpflegung wurde uns vom Naturschutzverein Gränichen gesponsert. Frisch gestärkt machten wir uns anschliessend daran, die verbliebenen Steine zu verbauen. Die Kalksteine, welche am 9. Juni 2012 bereits angeliefert waren, reichten nicht um die Mauer fertig zu bauen und so wurde die Trockenmauer am Samstag dem 16. Juni 2012 mit der aktiven Unterstützung von fünf Mitgliedern des Natur- und Vogelschutzvereins Gränichen fertiggestellt. Insgesamt wurden für die Trockenmauer von 150 cm Höhe und 35 m Länge 20 Tonnen Kalkstein verbaut. Mit dem Erlös der Reptilienbörse, welche die IGT jedes Jahr im September in der Vianco Arena in Brunegg veranstaltet, werden jeweils verschiedene Projekte zum Schutz von Reptilien und Amphibien gefördert. Dieses Mal haben wir zudem tatkräftig mit angepackt und mit der Trockenmauer aktiv zum Schutz einheimischer Reptilien beigetragen. Einen Partner für dieses Projekt fand die IGT im Natur- und Vogelschutzverein Gränichen. Neben den fünf Helfern die am zweiten Arbeitstag mitgearbeitet haben, bedanken wir uns auch für die finanzielle Unterstützung und die reichliche Verpflegung, die wir vom Naturschutzverein Gränichen erhalten haben.
Text: Nora Brücker
Nachtrag, Mai 2013
Während den ersten vier Monaten nach Fertigstellung der Mauer, wurden 12 Begehungen durchgeführt. Bei diesen Begehungen wurden sämtliche vorhandenen Tierarten fotografisch dokumentiert und soweit möglich bestimmt. In diesem kurzen Zeitraum konnten bereits mehr als 60 Tierarten auf der Mauer nachgewiesen werden. Darunter fanden sich unter anderem Phalangium opilio, ein Weberknecht der offene und sonnenexponierte Biotope bevorzugt, Cryptachaea riparia, eine kleine Kugelspinnenart, die ihre charakteristischen, aus Steinen bestehenden Schlupfwinkel in ihre Netze integriert, oder die Wespenart Mellinus arvensis, die auf der Mauer einen geeigneten Jagdgrund gefunden hat, um Fliegen für ihren Nachwuchs zu erbeuten. Auch ein Exemplar der seltenen schwarzen Ameisenzikade Tettigometra atra wurde gefunden. Die erste Zauneidechse (Lacerta agilis) konnte Ende April nachgewiesen werden. |
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Der ausgehobene Graben wird mit Sand aufgefüllt.
Foto: Patrick Locher
Die grössten Brocken dienen als Fundamentsteine.
Foto: Patrick Locher
Danach wird aufgemauert.
Foto: Patrick Locher
Zum Schluss wird hinterfüllt und Decksteine verlegt. Foto: Patrick Locher
Endresultat nach dem zweiten Arbeitstag.
Foto: Beat Schmid
Sie haben den neuen Lebensraum als erste besiedelt: Weberknechte der Art Phalangium opilio.
Foto: Gordon Ackermann
Die Rinderbremse Tabanus bromius sonnt sich gerne auf den Steinen, während sie auf Spaziergänger wartet.
Foto: Gordon Ackermann
Der „Mauerfuchs“ Lasiommata megera wird seinem Namen gerecht und hat sich schon auf der Mauer niedergelassen.
Foto: Gordon Ackermann
Wer genau hinschaut, kann auch die nur knapp 4mm grosse Zikaden Art Dicranotropis hamata finden.
Foto: Gordon Ackermann
Insbesondere die Zauneidechsen Lacerta agilis sollen von der Trockenmauer profitieren.
Foto: Gordon Ackermann
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